An einem Sonntag erhielten wir die Meldung, dass auf einem Parkplatz ein Kaninchen aufgefunden wurde. Die hübsche Bo wurde bei uns aufgenommen.
Bo in der Quarantänestation
Wie bei solchen Fällen üblich, wurde die Fundstelle von uns mehrmals abgesucht. Außer einem Berg Kleintierstreu, wo das Tier offensichtlich aus einer Transportbox gekippt wurde, fanden wir aber keine Spuren.
Mehrere Tage später erhielten wir dann eine zweite Meldung über ein Fundtier: gleiche Fundstelle, gleicher Auffindetag, gleiche Kaninchenrasse. Die Finder hatten das Tier zunächst selbst versorgt. Wir nahmen Brösel im Tierheim auf.
Da es sich bei ihm um ein unkastriertes Böckchen handelte, lag die Annahme nahe, dass Bo trächtig war. Wir brachten sie deshalb auf eine Pflegestelle, wo sie 5 Kaninchen zur Welt brachte. Sie kümmerte sich rührend um die Babies, was den Schluss nahe legt, dass das nicht ihr erster Wurf war.
Brösel wurde in der Zwischenzeit kastriert und musste dann die 6-wöchige Kastrationsquarantäne absitzen. Leider stellte er sich als ein sehr zögerlicher Esser heraus, er trauerte offensichtlich und stellte zwischendurch das Futtern ein. Er wurde von uns mit Breifutter gepäppelt, gleichzeitig versuchten wir Alles, um seine Lebensfreude zu wecken. Auffällig bei ihm war, dass er kein Grünfutter kannte. Selbst mit dem Wiesenauslauf konnte er anfangs nichts anfangen. Mit seinen Gehegenachbarn nahm er zögerlich Kontakt auf. Immerhin konnte ihn das aber aus seiner Lethargie holen und er aß ab da zwar wenig aber stetig.
2 Tage alt 5 Tage alt
Als die Babies 4 Wochen alt waren, kam Bo mit ihrem Nachwuchs ins Tierheim zurück. Die Kleinen waren wohlgenährt
und munter.
Brösel musste noch ein paar Tagealleine im Nachbargehege ausharren. Inzwischen hatte er mit Gehegenachbarn Streit angefangen.
Dann war der große Tag da. Wir wollten eine Vergesellschaftung versuchen obwohl unklar war, ob sich die beiden überhaupt kennen.
Die erste Begegnung der erwachsenen Tiere verlief auffallend ruhig. Brösel versuchte sofort, sein Köpfchen unter Bo zu strecken, ein sicherer Hinweis, dass sich die beiden schon kannten und mögen.
Der nächste große Moment kam, als die beiden nach einiger Zeit in das Gehege mit den Babies umzogen. Falls Brösel aggressiv gegenüber seinem Nachwuchs auftreten sollte, müsste er das Gehege wieder verlassen. Die kleine Rasselbande stürzte sich sofort auf ihn, umringte ihn und verfolgte ihn auf Schritt und Tritt. Trotzdem blieb er gelassen und war von Anfang an ein liebevoller Vater.
Inzwischen gehen Bo und Brösel sehr liebevoll miteinander um. Wir sind glücklich, dass sich die beiden bei uns wiederfinden konnten. Die Kleinen profitieren sehr von Papa, werden zu hervorragend sozialisierten Tieren heranwachsen und irgendwann vermittelt werden. Bo und Brösel werden sich nicht mehr trennen müssen und werden gemeinsam vermittelt, sobald ihr (letzter) Nachwuchs flügge ist.